Arbeitsplatz, Staffelei, Beleuchtung, Farbpalette von Andreas Royé
Die Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes ist immer von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Für manch einen ist die "plein air" Malerei das Schönste, andere fühlen sich im eigenen Studio am wohlsten. Die meisten von uns müssen sich einen kleinen Arbeitsbereich in einem Arbeits- oder Wohnzimmer gestalten. Die Beschreibung meines Arbeitsplatzes ist sicherlich sehr auf meine persönlichen Belange abgestimmt und soll daher auch nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben. Vielleicht gelingt es mir aber, Anregungen zu geben. Ich würde mich freuen, wenn umgekehrt Ideen und Vorschläge an mich zurückkommen. Ich besitze kein eigenes Studio, so dass ich über Jahre meine Staffelei immer dort aufgebaut habe, wo ich glaubte, dass sie ein paar Tage im Haus nicht stören würde. An manchen Sommmertagen habe ich auch auf der Terasse gemalt. Schlechtwetter Tage, wechselnde Lichtverhältnisse und arbeiten nach Feierabend bei Kunstlicht bestimmten zunehmend die Probleme bei der Auswahl des Arbeitsplatzes. Im Laufe der Jahre wuchs mein Equipment, die Farbpalette wurde immer umfangreicher und der Platzbedarf größer. So erfuhr mein Arbeitsplatz immer weitere Veränderungen und ein "Umzug" mit Auf- und Abbau wurde immer aufwändiger. Mittlerweile ist mein nomadenartiger Arbeitsplatz sesshaft geworden. Im Laufe der Jahre erfolgte eine stetige Optimierung.
Der oben dargestellte Arbeitsplatz (links in ruhender Position und rechts in aktiver Einstellung) hat sich immer wieder verändert und wurde durch Umbauten von bereits vorhandenen Elementen ergänzt oder optimiert. Beide Elemente (Lagerschrank und Staffelei) sind mit Rollen versehen und lassen sich problemlos verschieben. Das erleichtert die Säuberung und eine platzsparende Positionierung bei Nichtgebrauch. Der Sitz wurde als Bügelhilfe vor längerer Zeit bei Aldi erworben.
Die Staffelei habe ich mir vor vielen Jahren bei Boesner gekauft (Atelierstaffelei 142). Die Räder mit Feststellbremse wurden zu einem späteren Zeitpunkt montiert. Als Auflageplatte für den Malgrund dient eine Sperrholzplatte, in die sich zur Papierfixierung leicht Heftzwecke eindrücken lassen. Am Unterrand der Platte habe ich eine Auffangrinne für Pastellkreidestaub angebracht. Sie muss breit genug sein, um auch mal ein abgebrocheses Kreidestück aufzufangen. Die Auffangrinne hat sich über viele Jahre bewährt und ist ein Muss. Eine Verunreinigung des Bodens wird hierdurch ganz vermieden und nach mehreren Bilder lassen sich die aufgefangenen Kreidereste problemlos entfernen.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für den geeigneten Arbeitsplatz ist eine optimale Beleuchtung. Die ausreichende Menge an Tageslicht ist jedoch neben der baulichen Gegebenheiten abhängig von Wettersituation und Tageszeit. Eine Unabhängigkeit von diesen Faktoren ist wünschenswert und kann durch künstliche Beleuchtung erreicht werden. Im Zeitalter der LED Technik ist dies mit etwas Geschick leicht und kostengünstig zu realisieren. Wichtig ist, auf die richtige Lichtfarbe (Tageslicht) zu achten (z.B. Ledmo 5m LED Lichtsstreifen, 600 LED´s, 12V, 6000Kelvin). Die Lichtketten sind im Abstand von je 3 LED´s kürzbar. Mit etwas Geschick können mehrere getrennte Lichtstreifen über zweipolige Kabel miteinander verbunden werden (selbst löten oder über handelsübliche 2 polige Streifenverbindungen). Somit kann die komplette Beleuchtung über ein Netzteil gesteuert werden.
Für die Staffelei fertigte ich eine Halterung an, die entsprechend der Arbeitshöhe oder auch Bildgröße verschoben werden kann. Die Beleuchtung über den Farbpaletten lässt sich wegklappen, um somit den notwendigen Platz bei Nichtgebrauch zu verkleinern. Rollwagen und Staffelei sind durch einen zwischengeschalteten Stecker leicht zu trennen. Die baulichen Maßnahmen mögen teilweise einen befremdlichen Eindruck machen. Der Grund hierfür ist der Einsatz möglichst vieler, bereits vorhandener Materialien. So fanden Kabelreste und Schrauben Verwendung. Reste von Netzwerkkabeln, vorhandene Steckerverbindungen und Holzabfälle alter Fensterrahmen konnten benutzt werden.
Der Rollwagen wurde von mir vor 20 Jahren aus einem alten Holzregal zusammengesetzt und diente ursprünglich als mobile Standfläche für den Projektor (Liesegang, Antiscop super) und gleichzeitig konnte ich fertige Bilder, Malgründe und Farbvorräte lagern. In der Anfangszeit meiner Pastellmalerei wurde der Projektor zur Vereinfachung einer Motivübertragung regelmäßig benutzt. Hierdurch ließen sich komplizierte, perspektivisch anspruchsvolle Motive leicht übertragen, leider aber auch fotografische Verzerrungen, so dass man dem Bild bei fehlender Korrektur die direkte Fotovorlage ansah. In den letzten Jahren kommt der Projektor immer seltener zur Anwendung. Eine intensivere Beschäftigung mit dem Bild bereits beim Vorzeichnen ist nicht nur eine wichtige Übung, sondern beeinflusst auch die Geamtgestaltung des neuen Bildes.
Die Lagerung fertiger Pastellbilder stellt aufgrund der empfindlichen Bildoberfläche immer ein Problem dar. Da die Anzahl neuen Bilder in keinem Verhältnis zu der geringen Anzahl gerahmter und ausgestellter, verschenkter oder verkaufter Bilder steht, fallen immer größere Lagerungsprobleme an. In der Anfangszeit meiner Pastellmalerei habe ich fast ausschließlich auf farbigem Pastellpapier Canson Mi-teintes gemalt. Neben Zwischenfixierungen erfolgte fast immer auch eine Abschlussfixierung mit dem Nachteil die Farben in ihrer Helligkeit und Leuchtkraft zu verändern. Hierdurch war jedoch eine platzsparende Lagerung in handelsüblichen Sichthüllen möglich. Nach Änderung der Maltechnik, nicht fixiert auf Sennelier Pastel card, ließ sich diese Lagerung nicht mehr durchführen (zu viele Farbpigmente bleiben an der Folie hängen). Hier bieten sich Sammelmappen an, jeweils mit eingelegtem transparentem Zwischenblatt (z.B. Clairfontaine Transparentpapier "Cristal" Firma Gerstaecker). Ich hatte mich dazu entschieden, Lagerungskartons in zwei verschiedenen Größen aus Wellpappe selbst herzustellen. Hierdurch war eine individuelle Anpassung an Bildgröße und Lagerplatz möglich. Die Bilder lagern staubfrei, trocken und sicher. Es sollte jedoch zur besseren Übersicht eine Liste des Kartoninhaltes angefertigt werden, da man bei einer Sammlung über viele Jahre die Übersicht verliert.
Im Laufe der Jahre und steigender Erfahrung mit Pastellkreiden zeigten sich immer wiederkehrende Probleme bei der Aufbewahrung der Pastellkreide: 1. wie merke ich mir die Farben, wenn ich nachkaufen muss? 2. wie halte ich die Kreiden lange sauber, da sie einer stetigen Verschmutzung unterliegen - durch meine mit Pigmenten unsauberen Finger (immer eine Lapen zwischendrin benutzen) und durch die Lagerung in Farbkästen, die ebenfalls durch Pastellstaub unsauber sind? 3. wie transportiere ich die Farben sicher?
Die Lösung der oben aufgeführten Fragen hat sich über viele Jahre hingezogen und einige wieder verworfene Versuche gekostet. Bis auf wenige Ausnahmen besteht meine Farbpalette fast ausschließlich aus sehr weicher Pastellkreide von Schmincke, bei der die Gefahr von Pigmentunsauberkeiten sicherlich besonders hoch ist. Nur wenige Grüntöne benutze ich von Sennelier. Grundsätzlich habe ich immer nur halbe Kreiden in Gebrauch. Die abgebrochene zweite Hälfte mit der noch anhaftenden Banderole liegt in einem "Pastellkreide Lager". Sämtliche Farben sind in ein Farbmuster mit Angaben der Farbe und Bestellnummer eingetragen. Somit ist die Identifizierung der unbeschrifteten, in Gebrauch befindlichen Pastellkreiden, möglich. Das "Kreidelager" habe ich mir aus Kartonresten (Passepartout- und Bildrückwandkarton) selber erstellt. Eine Polsterung der einzelnen Fächer ist nicht erforderlich, da in den einzelnen Fächern weder verschiedene Farben liegen noch häufigere Erschütterungen erfolgen.
Die Anordnung der in Gebrauch befindllichen Kreiden muss jeder für sich entscheiden. Ob rein nach Farbtönen, nach Hell-Dunkel oder Warm-Kalt sortiert wird, ist jedem selber überlassen. Mir kam es darauf an, dass die Farben nicht durch den vielen Pigmentstaub verunreinigt werden. Nachdem ich verschiedene Kästen selbst hergestellt habe, bin ich schließlich bei Kleinteilaufbewahrungskästen aus dem Baumarkt gelandet. Die Unterteilungen habe ich entsprechend der Kreidestiftgröße aus Kartonresten selbst hergestellt. Jedes Fach ist mit zwei übereinanderliegenden kleinen Vliesplatten ausgelegt. Somit liegen die Farbstifte gut gepolstert und frei werdendes Farbpigment rutscht durch das Gewebe nach unten weg (mittlerweile habe ich die unten liegenden Fließplatten durch eine schwarze Schaumstoffplatte ersetzt. Im Gegensatz zu Fließgewebe ist diese formstabil und braucht nicht in Zeitabständen ersetzt zu werden). Der Sinn oder die Gestaltung einer Beschriftung hängt von der Farbanordnung ab. Für den Transport können zwei, die gesamte Fläche abdeckende Vliesplatten benutz werden. Ein Rollen der Stifte wird dadurch verhindert.
Je nach Malstil können weitere Ergänzungen und Hilfsmittel den optimalen Arbeitsplatz vervollständigen. So benutze ich eine Auswahl von Pastellstiften (z.B. Pitt Pastellstifte von Faber Castel) zur Gestaltung von feinen Details und zum Vorzeichnen, ebenso Papierwischer (Estompen) für Feinheiten. Ein Spitzer für beide Stiftsorten gehört natürlich auch dazu. Die Möglichkeit zur Abnahme von Farbpigmenten darf nicht fehlen (Schaumstoffpinsel und Knetgummi). Zur Festlegung der Bildgröße, Markierung der Ränder und Fixierung des Maluntergrundes sind ein Lineal, Messer oder Schere, Heftzwecke oder Klebeband erforderlich.
Platz für ein Gläschen Wein, Stille oder Musik, wären noch zu bedenken. Auch mein Handy ist immer in der Nähe des Arbeitsplatzes - nicht für Hilferufe beim Malen, sondern zum Fotografieren meiner Bilder. Seit Jahren habe ich mir angewöhnt, die Entstehung eines neuen Pastellbildes in mehreren Schritten fotografisch festzuhalten. Beim Betrachten der kleinen Fotografie bekommt man "Abstand" vom Bild und erkennt schneller Fehler, sieht eher Verbesserungsmöglichkeiten oder erkennt den richtigen Zeitpunkt aufzuhören.
Allen viel Spaß bei der individuellen Arbeitsplatzgestaltung und gutes, kreatives Gelingen.